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Label Love: Birdsong aus London

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Heute saß ich beim Arzt und las Zeitschriften. Ich las Brigitte. Brigitte ist immer für mich da, wenn ich im Wartezimmer sitze. Es ist als ob ich meine beste Freundin als Beistand zum Arzt mitnehme, sie lenkt mich ab, nimmt meine leicht zitternde Hand (in Gedanken an das, was im Behandlungszimmer passieren könnte), und flüstert beruhigende Worte „hey, alles wird gut. Ich wollte dir doch noch so ein paar total krass interessante Geschichten über triviale Frauenthemen erzählen. Hier lies mal auf Seite 4“, oder „hey, verkrampf dich nicht so, stell erstmal den Plastikbecher mit dem abgestandenem Wasser ab, den hast du ja mit deinem nervösen Händedruck schon total zerknautscht, weißt du eigentlich wie oft die hier den Wasserspender austauschen? Stell mal ab da auf den Tisch, genau, und jetzt schau dir erstmal die wunderschön bunten Photos mit perfekt gestylten Körpern an, das wird dich sicher ablenken und beruhigen.“ So ähnlich sieht mein stummer Dialog aus mit Brigitte oder auch mit Maxi, meinen besten Praxiskumpaninnen. Heute blätterte und blätterte ich durch Advertorials und meine Aufmerksamkeit blieb an einem Artikel hängen über einen neuen britischen Onlineshop,  oder besser gesagt über seine Gründerin, Sophie Slater. Die junge Britin hat das „feministische Modelabel“ birdsong gegründet.

Sie sieht das Social-Enterprise als Statement gegen die traditionell chauvinistische Modebranche. Slater, die als Verkäuferin bei American Apparel und Model in der Branche tätig war, hat aus ihrer Frustration über die sexistische Werbung des Labels und den Druck auch als Verkäuferin Körpernormen zu entsprechen das Geschäftsmodell für das Social Enterprise entwickelt. Sie und ihre Co-Gründerin fingen an mit schutzbedürftigen Frauen Londoner Charities zu arbeiten, Sex-Arbeiterinnen, obdachlose Frauen, Flüchtlinge und Rentnerinnen in sozialer und finanzieller Isolation. Sie wollen die handwerklichen Skills der Frauen nutzbar machen und gleichzeitig die Verbände, die stark unter Einschnitten der staatlichen Förderungen leiden, wirtschaftlich stärken. So fließt der Erlös zu einem Großteil an die Charities und die Macherinnen, die die Mode und Accessoires des Labels nähen, stricken und löten. Ganz nach dem Motto „no sweatshop, no photoshop“ werden die Kleider an Freundinnen und „ganz normalen Frauen“ geshootet, die die Schönheit, die in der weiblichen Vielfalt liegt, repräsentieren. Und so geht Birdsong noch einen Schritt weiter als nachhaltige Labels. Wir Kunden sollen Kleidung kaufen können, die nicht nur ethisch und ressourcenschonend produziert ist, sondern uns gleichzeitig erlaubt, unser feministisches Ideal auszuleben. Kleidung, die ein realistisches Körperbild vermittelt und Frauen nachhaltig bestärkt. Diese Philosophie spiegelt sich auch in den Designs wieder, Ethnomuster, satte Farben und klassische Schnitte, die das ein oder andere Teil zum dauerhaften Lieblingsteil im Kleiderschrank machen könnten. Die Preise sind mehr als fair, vielleicht mal ein Label, dass so nachhaltige Mode einer breiteren Käuferschicht zugänglich macht. Gerade ist Birdsong übrigens auf Investorensuche:

Hier meine Favoriten aus der aktuellen Kollektion:

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