gesichtet

Auf dem Teppich bleiben – mit diesen Schmuckstückchen

teppiche_collage

Deine Seele, die die meine liebet
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet
Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.
Unsere Füsse ruhen auf der Kostbarkeit
Maschentausendabertausendweit.
Süsser Lamasohn auf Moschuspflanzentron
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon.

Ein alter Tibetteppich, Else Lasker-Schülers, 1910

So lieblich fasste die Poetin Else Lasker-Schüler ihre Beziehung zu ihrem Geliebten und zu ihrem geliebten Teppich in Worte. Das Gedicht erschien 1910 in der Wochenzeitschrift „der Sturm“. 2014, also letztes Jahr bin ich umgezogen aus dem Neuköllner Weser – in den Schillerkiez, um bei den Dichtern zu bleiben. Leider assoziiere ich „Schiller“ seit letzten Sonntag mit Til Schweigers altem Tatortego Nick Tschiller. Tut mir leid Friedrich, da hat das Brainwashing vom Fernsehapparat gegen dein Stürmen und Drängen mal wieder ganze Arbeit geleistet.

Zurück zu Elses Teppich. Ich frage mich, ob ich meiner Beziehungen zu meinen Fußbodenbelägen nochmal eine zweite Chance geben kann, vor allem nachdem die mit meinem Weserteppich von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Der Vormieter in meiner alten Wohnung hatte einen ziemlich grausamen, knallroten Polyesterteppich als Bodenbelag gewählt, und ich konnte mich einfach nicht dazu motivieren, das Ding auszutauschen – höchstwahrscheinlich weil der penetrante Geruch des synthetischen Teppichbodens Befindlichkeitsstörungen bei mir ausgelöst hat. Zugegebenermaßen haben meine Füße schon auf schlimmeren Böden gestanden, ich kann mich noch gut an die Teppiche in den Mietwohnungen aus meiner Studienzeit in London erinnern. Dort hat sich niemand nie so richtig verantwortlich gefühlt fürs Saugen, sodass sich im Flur rechts und links von der Wand eine langsam wachsende Staubschicht angesammelt hat. In der Mitte formte sich von dem Gewicht durchschreitender Füße ein kleiner Durchgang. Vergleichsweise ist der Polyesterteppich also der erste Schritt in Richtung Fußbodenheizung.

Unsere Füsse ruhen auf der Kostbarkeit…

Teppiche formen Räume, sie bringen in jedes Zimmer mit noch so farbloser Einrichtung sofort eine persönliche Note und eine gewisse warme Gemütlichkeit, unter den Füßen und optisch. Ich laufe gerne barfuß rum in der Wohnung und spüre den Untergrund auf der Haut, man könnte beinah von einem Teppichfetisch sprechen. Und das 1A-Parkett in meiner neuen Wohnung ist quasi prädestiniert für einen schönen Teppich, am besten auch einen schönen Tibetteppich. Mein Bankkonto fühlt sich leider nicht so prädestiniert. So bin ich lange virtuell um die handgestickten Teppiche von Folkdays geschlichen, Pinar Kilim, die aber leider fernab von meinem derzeitigen Budget liegen. Ich wollte einen Teppich mit Muster, der nicht gesundheitsschädlich ist, das waren die einzigen Kriterien. Ich mache mich also auf die Suche nach kostengünstigen Alternativen für meine neue Wohnung.

Maschentausendabertausendweit

Für Entscheidungsschwache gestaltet sich die Suche nach dem idealen Teppich recht schwer, es fängt schon mit dem Material an, flachgewebt, getuftet oder handgeknüpft? Die Herstellung ist eine Kunst für sich: Getuftete Teppiche à la Ikea, mein Exbodenbelag und Co. gehören zu der niedrigsten Preisklasse, da meist kostengünstig per Maschine genäht und aus Polyamid, hierbei wird das Obermaterial in ein Trägergewebe eingefügt und mit der Unterseite durch eine rückseitige Beschichtung verfestigt.
Flachgewebte Teppiche wie der Kelim sind besonders leicht und zeichnen sich dadurch aus, dass er durch die Webweise mit Schussfaden auf beiden Seiten ein Muster bildet. Sie sind oft zwar leicht und flach, aber sehr dicht verwoben und haltbar. Handgeknüpfte Teppiche wie der Orientteppich, den wir als Statussymbol noch aus Opas leicht spießigem Herrenzimmer kennen (Perserteppich), werden traditionell auf Knüpfstühlen hergestellt und dann wird geknotet – nach persischer oder türkischer Manier. Ich kann mich gut darin erinnern, dass es in meiner Heimatstadt zu Schulzeiten eine Menge Perserteppich-Läden gab. Auf jeder Geschäftsstraßen konnte man durch mindestens ein Schaufenster das leicht ominös aussehende Interieur einen Teppichladens begutachten. Dort lagen hunderte Teppiche aufeinandergestapelt in dem sonst leeren Raum und unter einer glimmenden Rohrstofflampe saß ein alter Perser neben seinen Perserteppichen, an einem alten Mahagoni-Schreibtisch im Kolonialstil mit Bankerlampe. Meistens sah er höchst beschäftigt aus, Telefon am Ohr. Nach und nach schien der Markt einzubrechen und ein Perserparadies nach dem anderen verschwand und wurde ersetzt durch 1-Euroshops. Typische Kleinstadtentwicklung.

Süsser Lamasohn auf Moschuspflanzentron – Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl

Alleine in die kulturgeschichtlichen Hintergründe von Teppichen könnte man sich stundenlang einlesen… 

Hier nun also die schönsten Modelle, von nachhaltig-teuer bis getuftet günstig – für alle ist etwas dabei, die nichts mehr unter den Teppich kehren wollen:

teppiche

  1. Pinar Kilim via Folkdays
  2. Ikatteppich mit Fransen via Antrophologie
  3. Magical Thinking Rug Tone via Urbanoutfitters
  4. Handgefertiger Teppich via Westwing
  5. Gestreifter Teppich via Zarahome
  6. Magical Thinking Rug via Urbanoutfitters
  7. Izmir Maze

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